Mittwoch, 2. Januar 2013


Muttersprache – Fremdsprache: Konflikt oder Verbundenheit ?

I published this article some years ago (2008) when    Erdo(g)an visited Germany and encouraged the migrants from Turkey to use their language beside learning German. In all other countries it is normal that by migrants parents teach their language to the children, but in Germany most of the teacher consider this a crime or at list something that could endanger the school career of the children. Among linguists and pedagogy experts all over the world this is sheer nonsense and all research have until now showed that exactly the opposite is the case (i.e., exactly the use of parent's language in the family is the necessary condition for learning the local language at school, while abandoning generates the so called "analphabets in two languages").
But the reaction of the press against   Erdo(g)an  showed that the prejudice against foreign languages and cultures in Germany has very deep roots. And, more than that, has not changed in the  until to the present. Unfortunately this article is therefore still up to date.    
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"Um Deutsch gut zu lernen müssen Emigranten die eigene Sprache gut berrrschen" .
Diese Behauptung  des türkischen Ministerpresidenten Erdo(g)an könnten alle zeitgenössischen Bilinguismusforscher sofort unterschreiben. Das gleiche könnten unzählige Migranten bestätigen, die alle Hürden der Integration überwunden haben, und sich in die jeweiligen Aufnahmeländer gut integriert haben, ohne die ursprüngliche Sprache und Kultur aufzugeben. Wie z.B. Cem Özdemir, türkischer Abstammung, der acht Jahre lang Bundstagsabgeordneter war, und jetzt außenpolitischer Sprecher  der Grünen im Europaparlament ist.
 Grundsätzlich gilt seit der Antike, und nicht nur unter den Gelehrten, die Überzeugung, dass die Mehrsprachigkeit eine positive Eigenshaft ist, und dass jeder Mensch soviel gilt, wie die Sprachen die er beherrscht.
 Eine Überzeugung, die fast überall geteilt wird, aber z.B. in Deutschland nicht für alle Sprachen gilt. Diese Diskriminierung betrifft nicht nur die Sprachen der ausländischen Mitbürger: auch die örtlichen Minderheiten erfahren die gleiche  abwertende Verachtung. Ein Dozent der sorbischen Sprache (eine Minderheitsprache in Norddutschland)   hat mir von einigen Jahren offen gesagt: "Um unsere Sprache zu retten, müssen wir euren  gleichen Kampf führen. Gegen das Sorbische erfahren wir die gleiechen ignoranten Voruteile, die z.B. Italiener oder Türken gegen ihre Sprachen spüren".
 Diese sprachtötende Haltung ist sicher keine deutsche Eigentümlichkeit:  z. Zeit  versuchen z. B. die konservativen Parteien in Spanien mit gezielten Angriffen gegen das Katalanischen oder das Galizische, Stimmen bei den Nationalisten zu gewinnen. Und in diesem Zusammenhang, um  jedem das Seine zu erteilen, darf nicht verschwiegen bleiben, dass die Türkei (auch wenn jetzt offiziell akzeptiert) bis vor nicht allzulanger Zeit der Gebrauch des Kurdischen als Straftat verfolgt hat, und auch heutzutage gegen diejenigen immer noch vorgeht, die Kurdisch in der Öffentlichkeit verwenden. Dies alle sind politische Einstellungen, die keinen Erfolg haben können, wie die Geschichte beweist.
 Das edle  Languedoc, das okzitanische der Troubadours, die zu den Zeiten Dantes in Europa die poetische und literarische Sprache schlechthin  war, konnte sich bis heute behaupten, trotz des furchtbaren Völkermordes der Kataren in Südfrankreich anfang des XIII. Jahrhunderts, mit dem vom Papst Innocenz der III. gerufenenen Kreuzgang, obwohl marginalisiert, und erlebt sogar heuzutage eine Renaissance.
 "Der muttersprachliche Unterricht war ein Irrweg" : diese Behauptung scheint zunächst die bekannten Ansichten eines ehemaligen Rastatter Oberbürgermeisters zu widerspiegeln, der sogar die Schulräumlichkeiten dafür sperrte, oder die Haltung von leider unzähligen deutschen Lehrern, die seit Generationen  den ausländischen Eltern  vom Gebrauch deren  Muttersprache in der Erziehung abraten, vielleicht in der naiven Überzeugng, dass das Gehirn der Kinder wie ein Kuchen sei, und daher eine "Scheibe" einer anderen Sprache auf Kosten des "deutschen" Kuchen gehe.
 Dagegen stammt, wenn wir der Presse glauben sollen (Welt am Sonntag, 10.2.08, S. 7), diese Behauptung vom Vorsitzenden des Deutschen Philologenverbandes. 
 Laut Definition und Etymologie, dürfte man von einem Philologe erwarten, dass er alle Sprachen liebt: hier sieht man aber, dass diese Liebe sehr selektiv und eingeschränkt ist.
 Kann sich jemand je vorstellen, das derselbe Philologe, der gegen die Beibehaltung der Migrantensprachen wütet, den gleichen Mut hätte, z.B. amerikanischen Eltern
 von der Verwendung ihrer Sprache in der Früherziehung ihrer Kindern abzuraten (in einem Alter, in dem einfach und vollkommen jede Sprache zu erwerben ist), um dann später dieselbe lediglich als Fremdsprache und nur mit Mühe und unvollkommen zu erlernen?
  Sicher nicht: Englisch wird nämlich seit einigen Jahren schon in der Grundschule unterrichtet. Zwar mit diskutablen Ergebnissen, aber ohne jegliche Befürchtung, dass dieser Unterricht die Erlernung des Deutschen beeiträchtige, wie es nach Meinung mancher Lehrer und Philologen dagegen die Migrantesprachen tun würden.
 Was also für fremde Kulturen der Rassismus war, findet hier eine Parallele für die Sprachen: manche verdienen Achtung, andere sollen vernichtet werden.
 Eine finnische Sprachwissenschftlerin hat für diesen Sachverhalt den Begriff "Linguizid" geprägt, und in einem Essay  daran erinnert, dass für die  Ausschaltung der kurdischen Sprache, die deutsche Pädagogik bei den Einwanderern kurdischer Abstammung erfolgreicher gewesen ist, als die staatliche Repression in der Türkei. 
 Glücklicherweise haben wir zur Ermutigung viele und zunehmend zahlreiche Beispiele der Aufwertung der Migrantensprachen, hervorragende Projekte in vielen  deutschen Schulen,  wenn auch prozentmäßig dies leider nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein darstellt.
 Aber damit haben wir den Beweis, dass die deutsche Pädagogik zwei Seelen hat, eine offene gegenüber der fremden Kulturen, in der besten Tradition seit Herder, Goethe und Schiller stehend, die andere aber noch - möglicherweise unbewußt - der bekannten nationalistischen Vorurteile verpflichtet ("eine Nation, eine Sprache").
  Für die aufgeklärte deutsche Pädagogik, verstärkt durch die deutlichen Erfolge, die mit der Aufwertung und Aufnahme der Migrantesprachen in den normalen Lehrplänen erreicht wurden, sind vielleicht jetzt die Zeiten gekommen, sich  auch politisch stark zu machen, um die überfällige Paradigmaänderung zu bewirken. 
Wenn auch widerwillig, musste die deutsche Politik anerkennen, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist.
 Es ist also Zeit, dass auch die Padagogik verstehe, dass die Sprachen der Migranten nicht außerhalb der Schule verbannt werden dürfen, denn diese fehlgeschlagenebankrupte Taktik ist nicht nur eine unverantwortliche Vergeudung eines wertvollen sprachlichen und  kulturellen Vermögens ist, sonden für den Schulerfolg der ausländischen Schüler in der deutschen Schule im höchsten Maß kontraproduktiv, und verhinder schließlich eine wahre Integrationt.
 Vielleicht hatte Ministerpräsident Erdogan es zu spitz formuliert, als er sagte, "die Assimilation sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit". 
  Die Vernichtung der Identität und der mitgebrachten Sprachen und Kulturen der ausländischen Mitbürger in den Schulinstitutionen, die manche unverantwortlichen Politiker durch ihre engstirnige Gleichsetzung von Assimilation und Integration verlangen und betreiben, ist zwar nicht dem Vergasen von einer ganzen Rasse in den KZ gleichzusetzen, aber bleibt trotzdem die größte Dummheit, die ein Einwanderungsland sich leisten kann. 
  Die simple Assimilierung der Ausländer, also  Ihre Verwandlung  aus  Türken, Spanier, Italiener in Deutsche  auf Kosten des  Verzichts  ihrer Sprachen und Kulturen ist eine schiere Illusion, genau wie die fingierten Kleider des Kaisers: es ist Zeit, dass wie das Kind  in dem bekannten Märchen,  auch  die Seele der aufgeklärten deutschen Pädagogik endlich schreie, dass der Kaiser nackt ist.
  Prof. Graziano Priotto, Sprachwissenschaftler (zuerst in: www.webgiornale.de). 


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