Muttersprache
– Fremdsprache: Konflikt oder Verbundenheit ?
I published this article some years ago (2008) when Erdo(g)an visited Germany and encouraged the migrants from Turkey to use their language beside learning German. In all other countries it is normal that by migrants parents teach their language to the children, but in Germany most of the teacher consider this a crime or at list something that could endanger the school career of the children. Among linguists and pedagogy experts all over the world this is sheer nonsense and all research have until now showed that exactly the opposite is the case (i.e., exactly the use of parent's language in the family is the necessary condition for learning the local language at school, while abandoning generates the so called "analphabets in two languages").
But the reaction of the press against Erdo(g)an
showed that the prejudice against foreign languages and cultures in Germany has very deep roots. And, more than that, has not changed in the until to the present. Unfortunately this article is therefore still up to date.
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"Um Deutsch gut zu lernen
müssen Emigranten die eigene Sprache gut berrrschen" .
Diese Behauptung des türkischen Ministerpresidenten Erdo(g)an
könnten alle zeitgenössischen Bilinguismusforscher sofort unterschreiben. Das
gleiche könnten unzählige Migranten bestätigen, die alle Hürden der Integration
überwunden haben, und sich in die jeweiligen Aufnahmeländer gut integriert
haben, ohne die ursprüngliche Sprache und Kultur aufzugeben. Wie z.B. Cem
Özdemir, türkischer Abstammung, der acht Jahre lang Bundstagsabgeordneter war,
und jetzt außenpolitischer Sprecher der
Grünen im Europaparlament ist.
Grundsätzlich gilt seit der Antike, und nicht nur unter den
Gelehrten, die Überzeugung, dass die Mehrsprachigkeit eine positive Eigenshaft
ist, und dass jeder Mensch soviel gilt, wie die Sprachen die er beherrscht.
Eine Überzeugung, die fast überall geteilt wird, aber z.B. in
Deutschland nicht für alle Sprachen gilt. Diese Diskriminierung betrifft nicht
nur die Sprachen der ausländischen Mitbürger: auch die örtlichen Minderheiten
erfahren die gleiche abwertende Verachtung.
Ein Dozent der sorbischen Sprache (eine Minderheitsprache in
Norddutschland) hat mir von einigen
Jahren offen gesagt: "Um unsere Sprache zu retten, müssen wir euren gleichen Kampf führen. Gegen das Sorbische
erfahren wir die gleiechen ignoranten Voruteile, die z.B. Italiener oder Türken
gegen ihre Sprachen spüren".
Diese sprachtötende Haltung ist sicher keine deutsche
Eigentümlichkeit: z. Zeit versuchen z. B. die konservativen Parteien
in Spanien mit gezielten Angriffen gegen das Katalanischen oder das Galizische,
Stimmen bei den Nationalisten zu gewinnen. Und in diesem Zusammenhang, um jedem das Seine zu erteilen, darf nicht
verschwiegen bleiben, dass die Türkei (auch wenn jetzt offiziell akzeptiert)
bis vor nicht allzulanger Zeit der Gebrauch des Kurdischen als Straftat
verfolgt hat, und auch heutzutage gegen diejenigen immer noch vorgeht, die
Kurdisch in der Öffentlichkeit verwenden. Dies alle sind politische
Einstellungen, die keinen Erfolg haben können, wie die Geschichte beweist.
Das edle Languedoc, das
okzitanische der Troubadours, die zu den Zeiten Dantes in Europa die poetische
und literarische Sprache schlechthin
war, konnte sich bis heute behaupten, trotz des furchtbaren Völkermordes
der Kataren in Südfrankreich anfang des XIII. Jahrhunderts, mit dem vom Papst
Innocenz der III. gerufenenen Kreuzgang, obwohl marginalisiert, und erlebt
sogar heuzutage eine Renaissance.
"Der muttersprachliche
Unterricht war ein Irrweg" : diese Behauptung scheint zunächst die
bekannten Ansichten eines ehemaligen Rastatter Oberbürgermeisters zu
widerspiegeln, der sogar die Schulräumlichkeiten dafür sperrte, oder die
Haltung von leider unzähligen deutschen Lehrern, die seit Generationen den ausländischen Eltern vom Gebrauch deren Muttersprache in der Erziehung abraten, vielleicht in der naiven
Überzeugng, dass das Gehirn der Kinder wie ein Kuchen sei, und daher eine
"Scheibe" einer anderen Sprache auf Kosten des "deutschen"
Kuchen gehe.
Dagegen stammt, wenn wir der Presse glauben sollen (Welt am Sonntag,
10.2.08, S. 7), diese Behauptung vom Vorsitzenden des Deutschen
Philologenverbandes.
Laut Definition und Etymologie, dürfte man von einem Philologe
erwarten, dass er alle Sprachen liebt: hier sieht man aber, dass diese Liebe
sehr selektiv und eingeschränkt ist.
Kann sich jemand je vorstellen, das derselbe Philologe, der gegen
die Beibehaltung der Migrantensprachen wütet, den gleichen Mut hätte, z.B.
amerikanischen Eltern
von der Verwendung ihrer Sprache in der Früherziehung ihrer
Kindern abzuraten (in einem Alter, in dem einfach und vollkommen jede Sprache
zu erwerben ist), um dann später dieselbe lediglich als Fremdsprache und nur
mit Mühe und unvollkommen zu erlernen?
Sicher nicht: Englisch wird nämlich seit einigen Jahren schon in
der Grundschule unterrichtet. Zwar mit diskutablen Ergebnissen, aber ohne
jegliche Befürchtung, dass dieser Unterricht die Erlernung des Deutschen
beeiträchtige, wie es nach Meinung mancher Lehrer und Philologen dagegen die
Migrantesprachen tun würden.
Was also für fremde Kulturen der Rassismus war, findet hier eine
Parallele für die Sprachen: manche verdienen Achtung, andere sollen vernichtet
werden.
Eine finnische Sprachwissenschftlerin hat für diesen Sachverhalt
den Begriff "Linguizid" geprägt, und in einem Essay daran erinnert, dass für die Ausschaltung der kurdischen Sprache, die
deutsche Pädagogik bei den Einwanderern kurdischer Abstammung erfolgreicher
gewesen ist, als die staatliche Repression in der Türkei.
Glücklicherweise haben wir zur Ermutigung viele und zunehmend
zahlreiche Beispiele der Aufwertung der Migrantensprachen, hervorragende
Projekte in vielen deutschen
Schulen, wenn auch prozentmäßig dies
leider nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein darstellt.
Aber damit haben wir den Beweis, dass die deutsche Pädagogik zwei
Seelen hat, eine offene gegenüber der fremden Kulturen, in der besten Tradition
seit Herder, Goethe und Schiller stehend, die andere aber noch - möglicherweise
unbewußt - der bekannten nationalistischen Vorurteile verpflichtet ("eine
Nation, eine Sprache").
Für die aufgeklärte deutsche Pädagogik, verstärkt durch die
deutlichen Erfolge, die mit der Aufwertung und Aufnahme der Migrantesprachen in
den normalen Lehrplänen erreicht wurden, sind vielleicht jetzt die Zeiten
gekommen, sich auch politisch stark zu
machen, um die überfällige Paradigmaänderung zu bewirken.
Wenn auch widerwillig, musste die deutsche Politik anerkennen,
dass Deutschland ein Einwanderungsland ist.
Es ist also Zeit, dass auch die Padagogik verstehe, dass die
Sprachen der Migranten nicht außerhalb der Schule verbannt werden dürfen, denn
diese fehlgeschlagenebankrupte Taktik ist nicht nur eine unverantwortliche
Vergeudung eines wertvollen sprachlichen und
kulturellen Vermögens ist, sonden für den Schulerfolg der ausländischen
Schüler in der deutschen Schule im höchsten Maß kontraproduktiv, und verhinder
schließlich eine wahre Integrationt.
Vielleicht hatte
Ministerpräsident Erdogan es zu spitz formuliert, als er sagte, "die
Assimilation sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Die Vernichtung der Identität und der mitgebrachten Sprachen und
Kulturen der ausländischen Mitbürger in den Schulinstitutionen, die manche
unverantwortlichen Politiker durch ihre engstirnige Gleichsetzung von
Assimilation und Integration verlangen und betreiben, ist zwar nicht dem
Vergasen von einer ganzen Rasse in den KZ gleichzusetzen, aber bleibt trotzdem
die größte Dummheit, die ein Einwanderungsland sich leisten kann.
Die simple Assimilierung der Ausländer, also Ihre Verwandlung aus Türken, Spanier,
Italiener in Deutsche auf Kosten des Verzichts
ihrer Sprachen und Kulturen ist eine schiere Illusion, genau wie die
fingierten Kleider des Kaisers: es ist Zeit, dass wie das Kind in dem bekannten Märchen, auch
die Seele der aufgeklärten deutschen Pädagogik endlich schreie, dass der
Kaiser nackt ist.
Prof. Graziano Priotto, Sprachwissenschaftler (zuerst in: www.webgiornale.de).
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