Dienstag, 11. Februar 2014

 Lokales: Radolfzeller "Seetorquerung" als Prestigeprojekt an den Bedürfnissen der Stadt und der Bahnfahrer völlig vorbei ?

Ein Lehrstück über die Art, wie aus einem Verbesserungsvorschlag ein sich selbst rechtfertigender Mammutprojekt entsteht und fortentwickelt, und als Grab von Steuergeldern andere notwendige Vorhaben verdrängt und unmöglich macht. Wie die entfesselte Macht der Planer Bürgervertreter und Bevölkerung einer Stadt in die Schuldenfalle bringen.
Dass dieses Projekt grünes Licht von oberen Instanzen erhalten hat besagt noch gar nichts über seine Notwendigkeit und Richtigkeit, jedenfalls nicht in dem geplanten Ausmaß, denn die Finanzierung ist bewiesernemaße nur noch möglich, indem von anderen notwendigeren Maßnahmen abstand genommen wird, oder auf in die ferne Zukunft verschoben werden.


„Seetorquerung“: Politik der vollendeten Tatsachen ?
 Was bei der Darstellung des Projekts durch die beauftragten Architekten und Ingenieure 
während der Veranstaltung im Milchwerk und der anschließenden Diskussion im Foyer am letzten Montag am meisten beeindruckte, war die ruhige Haltung des Teilnehmer im vollbesetzten Saal. Wie eine guterzogene Schulklasse vor einem strengen Lehrer hörten alle ruhig zu, was die Projektleiter großzügig den Anwesenden an „Mitgestaltungsmöglichkeiten“ anboten, was skurriler nicht hätte sein können: es betraf die Grünflächen, eventuell die Wahl der Pflanzen, Geländer oder Oberfläche des Mauerwerkes u.ä.
Dass jemand von den zur Kasse gebetenen  Bürger dieses Mammutprojekt an sich überhaupt in Frage hätte stellen können, oder nach substantiellen Alternativen suchen dürfte, war nicht vorgesehen.  Muss man annehmen, dass die Mehrheit der Radolfzeller nicht hinter den anderen vielen Städten in der Bundesrepublik zurückbleiben möchte, die ihre Prestigeprojekte als Grab von Steuergeldern mehr oder weniger stolz vorweisen können ?
„Seeanbindung“ ist das angebliche Ziel, mit dem dieses Projekt gerechfertigt wird. Zuerst hat man das Problem erfunden, d.h. die angebliche Trennung der Stadt vom See, dann die Lösung. Ich bin seit dem Jahre 1975 Bürger und Steuerzahler in Radolfzell und habe noch nie dieses Problem im entfernsten gemerkt: ich kam zum ersten Mal mit der Bahn,  und freute mich, direkt vom Zug auf die Seepromenade laufen zu dürfen. Und sollte ein mit Auto angereister Tourist am Bahnhof stehen und, wie in der Projekpräsentation erwähnt, nach dem See fragen, wäre es mit einem Hinweisschild sicher billiger als mit 20 Millionen Baukosten und allen Unannehmlichkeiten durch jahrelange Bauarbeiten, deren Schwierigkeit durch die spezielle Gestaltung des Projektes ohne Not noch künstlich erhöht wurde.
Die Verbreiterung der Unterführung von jetzigen 4 auf 8,50 Meter macht außerdem alleine noch daraus keine „direktere“ Seeanbindung, höchstes, wie man jeden Tag z.B. in der Marktstätte-Unterführung in Konstanz beobachten kann, lädt Obdachlose ein, dort zu verweilen, für die es eher nötig wäre, eine Unterkunft zu bauen, mit einem Bruchteil der Gelder, die dieses Projekt verschlingen wird. Denn die geplanten Kosten werden nie und nimmer reichen, man muss kein Spezialist sein, um aus den stetigen Erfahrungen mit solchen Projekten diese logische Folge abzuleiten.
Wenn es nicht darum ging, Architektur- und Ingenieurbüros mit öffentlichen Geldern zu unterstützen, könnte eine viel billigere Variante eine entscheidende Verbesserung des jetzigen Bahnhofsareals schnell lösen. Mir ist es z.B. ein Rätsel, warum vor dem Eingang des Bahnhofs eine Treppe gebaut wurde, also eine unnötige Hürde, denn dann muss man wieder absteigen, um in die Unterführung zu gelangen.
Es würde ausreichen, diese Treppe zu beseitigen, und den Zugang zur Unterführung durch eine Rampe zu ersetzen (Steigung 7,7 %), ähnlich wie im jetzigen Projekt, aber OHNE die Unterführung zu erweitern. Dadurch könnte man Millionen sparen.
Die Gebäude an  beiden Seiten, also der jetzige Kiosk und das Reisebüro der DB könnten weiterhin mit Seitentreppen erreicht werden und müssten nicht abgerissen werden.
Dass durch den Rückbau der ersten zwei Gleise die jetzige Unterführung viel kürzer würde, bräuchte man selbst aus ästhetischen Gründen die Verbreiterung nicht. Dafür sollte man lediglich Aufzüge ergänzend einbauen.
Grob geschätzt würde die Verschönerung wie oben skizziert nicht mehr als 5-6 Millionen Euro kosten: und darin sehe ich die Schwierigkeit, denn die Plankosten sind bekanntlich vom Bauvolumen abhängig, also müsste mindestens hier allen klar werden, wieso man eine so teure Variante den Bürgern aufbürden möchte. Ich denke aber, die Planungsbüros habe schon jetzt, mit 1,4 Millionen € ihren guten Teil erhalten. Ich appelliere daher an die Verantwortlichen in Gemeinderat, bevor sie weitere Schritte unternehmen, zu überprüfen, ob die Verbreiterung der Unterführung wirklich nötig ist, und so viele Millionen Mehrkosten rechtfertigt, oder ob mit einer billigeren und schnelleren Lösung die ersehnte Seeanbindung doch nicht möglich ist und fast genauso schön.
Zur Verdeutlichung kann jeder die Skizze anschauen, die ich demnächst hier einfüge werde (ich muss lediglich noch herausfinden, wie ich die Bilder in diesen blog einfüge).
Die beauftragten Architekten und Ingenieure könnten diese und ähnliche Varianten (ich hoffe auch andere Bürger dieser Stadt werden sich darüber Gedanken machen und alternativen überlegen) prüfen,  und dann wäre eine BÜRGERBEFRAGUNG der beste Weg, um die Unterstützung der Radolfzeller für dieses Projekt zu garantieren, falls man die Wiederholung des Trauerspiels die wir bei der Renovierung der Stadtbibliothek schon erlebt haben, mit den unnötigen Plankosten für eine Variante, die von den Bürger zum Glück abgelehnt wurde.   
(Bilder der Skizze folgen)

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