Radolfzeller Bürger möchten ein Stück ihrer Stadtgeschichte zurückbekommen: eine Brücke über die Bahngleise.
Anlässlich des Sammelns von
Unterschriften für das Bürgerbegehren habe ich Gelegenheit gehabt, mit vielen
älteren Bürgern zu sprechen, und fast ausnahmslos alle haben mir alle ihre
Nostalgie für die alte Brücke, den "Karrensteg" geäußert, so genannt,
weil dieser von den Bauern der Halbinsel Höri benutzt wurde, die ihre Produkte
mit ihren Booten aus Iznang über den See auf den Radolfzeller Mark
brachten, und vom Hafen über die Bahnüberführung mit ihren "Karren"
kamen.
In der
Diskussion über die beste Lösung für die Modernisierung des Seezugangs von
Radolfzell zum Seeufer standen bis am Anfang des Bürgerwiderstands
(Initiative Besorgte Bürger Seetorquerung- IBBS) zwei Optionen: einen Umbau der
bestehenden Unterführung (abgelehnt vom Gemeinderat aber von über 40 % der
Bürger eher erwünscht, wegen der viel geringeren Kosten) und die von den
Stadtverwaltern als "Vorzugsvariante"angepriesene und befürwortete
aber viel zu teure und schlecht geplante neue Unterführung.
Die
überwiegende und fast gesamte Zahl der Radolfzeller Bürger, die für den Antrag
auf einen Bürgerentscheid die 2500 Unterschriften geleistet haben, zeigten sich
von der Idee einer Brücke über die Bahngleise erfreut bis begeistert.
Diese
Haltung beweist einerseits, dass die Entscheidung der Stadträte für den teuren
Bau der von ihnen bevorzugten Variante weit entfernt von den Wünschen der
Bürger ist, und andererseits, dass zwischen den Bürgern und deren Vertretern
eine immer größer werdende Kluft existiert.
Viele
Radolfzeller haben in den Gesprächen bei der Unterschriftensammlung diesen
Zustand bemängelt, und ihren Unmut geäußert, dass bei einem solchen
wichtigen und teuren Bauvorhaben niemand auf die Idee gekommen war, sie
zunächst zu fragen, sondern die Angelegenheit direkt einem Planungsbüro und
sogar ohne Architektenwettbewerb und ohne Kostendeckelung anvertraut worden
war. Nicht wenige Bürger haben auch die leicht erkennbaren Fälschungen in
den 3D Darstellungen des Planungsbüros scharf verurteilt, die als
Propagandamittel in dem Amtsblatt der Stadt als "alternativlose"
Lösung immer wieder veröffentlicht wurden, denn damit wurde eine
idealisierte Sicht der neuen Unterführung, die in Wirklichkeit nicht möglich
ist. Dabei wurde die jetzige Unterführung wahrheitswidrig so schlecht
dargestellt, dass auch ein Schulkind die Fälschungen leicht erkennen kann. Die
Rede war also bei vielen Bürgern von einer
versuchten "Volksverdummung".
Dies alles
hat mich also animiert, eine Brücke zu skizzieren, die dem Wunsch vielen
Radolfzeller entspricht. Ich habe extra nur eine schnelle Skizze gemacht, denn
vor einer Bauentscheidung ist ein Architektenwettbewerb unbedingt
notwendig. Es ist aber auch so ersichtlich, dass eine solche Maßnahme viel
schneller, billiger und schöner gebaut werden kann, als eine neue breitere
Unterführung, die außerdem immer ein Loch bleiben wird, sollte sie auch
vergoldet und mit Diamanten gespickt sein.
In der
Gegend (Konstanz, Sipplingen und Bregenz, um nur einige Beispiele von Städten
am Bodensee zu nennen), ist man längst auf die Brückenoption umgestiegen, die
preisgünstige und moderne Art, das Problem der Verbindung der Stadt zum See wo
die Bahnlinie eine Trennung vom See bedeutet.
In Radolfzell wäre eine solche Lösung gleichzeitig
modern und die Würdigung eines von vielen wieder erwünschten historischen
Zustandes.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen