Donnerstag, 9. Juli 2015

Radolfzeller Bürger möchten ein Stück ihrer Stadtgeschichte zurückbekommen: eine Brücke über die Bahngleise. 

Anlässlich des Sammelns von Unterschriften für das Bürgerbegehren habe ich Gelegenheit gehabt, mit vielen älteren Bürgern zu sprechen, und fast ausnahmslos alle haben mir alle ihre Nostalgie für die alte Brücke, den "Karrensteg" geäußert, so genannt, weil dieser von den Bauern der Halbinsel Höri benutzt wurde, die ihre Produkte  mit ihren Booten aus Iznang über den See  auf den Radolfzeller Mark brachten, und vom Hafen über die Bahnüberführung mit ihren "Karren" kamen. 

In der Diskussion über die beste Lösung für die Modernisierung des Seezugangs von Radolfzell zum Seeufer  standen bis am Anfang des Bürgerwiderstands (Initiative Besorgte Bürger Seetorquerung- IBBS) zwei Optionen: einen Umbau der bestehenden Unterführung (abgelehnt vom Gemeinderat aber von über 40 % der Bürger eher erwünscht, wegen der viel geringeren Kosten) und die  von den Stadtverwaltern als "Vorzugsvariante"angepriesene und befürwortete aber viel zu teure  und schlecht geplante neue Unterführung.
Die überwiegende und fast gesamte Zahl der Radolfzeller Bürger, die für den Antrag auf einen Bürgerentscheid die 2500 Unterschriften geleistet haben, zeigten sich von der Idee einer Brücke über die Bahngleise erfreut bis begeistert. 
Diese Haltung beweist einerseits, dass die Entscheidung der Stadträte für den teuren Bau der von ihnen bevorzugten Variante weit entfernt von den Wünschen der Bürger ist, und andererseits, dass zwischen den Bürgern und deren Vertretern eine immer größer werdende Kluft existiert. 
Viele Radolfzeller haben in den Gesprächen bei der Unterschriftensammlung diesen Zustand bemängelt, und  ihren Unmut geäußert, dass bei einem solchen wichtigen und teuren Bauvorhaben niemand auf die Idee gekommen war, sie zunächst zu fragen, sondern die Angelegenheit direkt einem Planungsbüro und sogar ohne Architektenwettbewerb und ohne Kostendeckelung anvertraut worden war. Nicht wenige Bürger haben auch  die leicht erkennbaren Fälschungen in den 3D Darstellungen des Planungsbüros scharf verurteilt,  die als Propagandamittel in dem Amtsblatt der Stadt als "alternativlose" Lösung immer wieder  veröffentlicht wurden,  denn damit wurde eine idealisierte Sicht der neuen Unterführung, die in Wirklichkeit nicht möglich ist. Dabei wurde die jetzige Unterführung wahrheitswidrig so schlecht dargestellt, dass auch ein Schulkind die Fälschungen leicht erkennen kann. Die Rede war also bei vielen Bürgern von einer  versuchten "Volksverdummung". 

Dies alles hat mich also animiert, eine Brücke zu skizzieren, die dem Wunsch vielen Radolfzeller entspricht. Ich habe extra nur eine schnelle Skizze gemacht, denn  vor einer Bauentscheidung ist ein Architektenwettbewerb unbedingt notwendig. Es ist aber auch so ersichtlich, dass eine solche Maßnahme viel schneller, billiger und schöner gebaut werden kann, als eine neue breitere Unterführung, die außerdem immer ein Loch bleiben wird, sollte sie auch vergoldet und mit Diamanten gespickt sein.
In der Gegend (Konstanz, Sipplingen und Bregenz, um nur einige Beispiele von Städten am Bodensee zu nennen), ist man längst auf die Brückenoption umgestiegen, die preisgünstige und moderne Art, das Problem der Verbindung der Stadt zum See wo die Bahnlinie eine Trennung  vom See bedeutet. 
In Radolfzell wäre eine solche Lösung gleichzeitig modern und die Würdigung eines von vielen wieder erwünschten historischen Zustandes.    






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen