Montag, 25. März 2013

Enteignung statt Inflation. Oder: die "Vorteile" der europäischen Einheitswährung. 



In der DDR war ein geflügeltes Wort: bei jeder neuen Schwierigkeit  scherzte man mit “Schon wieder eine Errungenschaft”, denn die Betonköpfe der kommunistischen Regierung pflegten ständig von “Errungenschaften” des Systems zu sprechen, um die marode Wirtschaftslage schön zu reden.
 Heinrich von Kleist hat seinem Stück “Der Hofmeister” den Untertitel : “Oder die Vorteile der Privaterziehung” gegeben . Im Stück geht es um  einen Vater der aus Angst der sittlichen Gefahren in einer öffentlichen Schuleinrichtung, die Tochter von einem “Hofmeister”, also einem Privatlehrer unterrichten läßt, und prompt wird sie von diesem  geschwängert.

Mit gleicher Ironie müsste man den Befürwortern des Euro jetzt begegnen,  diejenigen die in dieser Mißgeburt nur Vorteile sehen. Oder alterntivlose “Errungenschaften”. Denn gerade jetzt, gibt es nämlich schon wieder eine solcher "Errungenschaften".

Die Inflation ist gebannt, darüber gibt es keine Zweifel. Die Angst, mit  wachsenden Preisen kämpfen zu müssen, gehört der Vergangenheit an. Man muss sich nicht mehr beeilen, heute schnell zu niedrigeren Preisen etwas zu erwerben, das morgen wahrscheinlich teurer sein wird.

Im Gegenteil, die von dem Euro eingeführte Rezession und Deflation wird  sogar für künftige niedrigere Preise sorgen. Genauso wie die lästige Berechnungen mit den Wechselkursen, die ständig in Bewegung waren, kann man dank des Euro mit gleichbleibenden Preisen rechnen.

Stattdessen gibt es nur einen Nachteil: die Sparkonten werden vom Staat  DIREKT geplündert. Oder vielleicht nicht so direkt, zunächst nur eingefroren.
Was später noch passiert weiss niemand, und diese Unsicherheit (bzw.  Sicherheit, dass etwas sehr Unangenehmes sein wird) ist nicht gerade die "Sicherheit" die von Politikern aller Parteien als "Errungenschaft" ständig zur Euro-Verteidigung als Ziel angepriesen wird.

Eine einmalige Plünderung war jeztz in Zypern geplant, gerechtfertigt weil  "nur für höhere Guthaben auf dem Girokonto": diese Politiker haben sogar den letzten Rest von Wirklichkeitsbezug verloren, denn sie denken, dass Millionäre ihr Geld auf dem Girokonto lassen und nicht in lohnenderen Anlagen deponieren, wo es vom Zugriff des Staates sicher ist.

Also betroffen wären wieder einmal lediglich die Kleinsparer. Der Versuch  ist zunächt geplatzt, ohne eine Lösung in Sichtweite.
Langsam fangen viele an zu verstehen, wem und wozu diese wahnsinnige  Eurokonstruktion eigentlich dient, die jede Regel der “Optimalen Währungsgebiete” widerspricht, eine Theorie die schon alle ökonomiestudenten in den Anfangssemester kennen, und nur die führenden Politiker der EU ignorieren durfen.

Die Enteignung statt der Inflation ist eben das Resultat dieses Desasters,  und trotzdem wiederholen, mit der Sturheit eines Maultiers, alle Euro-Befürworter Gebetsmühlartig die gleiche Floskel: “Zu dem Euro gibt
es keine Alternative” . Es erinnert mich an die “Hare Krisna” der '70er  Jahre, die stundenlang (vielleicht weil unter Drogeneinfluß) “Hare-Hare-Krisna” wiederholten.
Zum Euro passt jedenfalls besser die “Hara-kiri”, der Selbstmord als  Ehrenrettung für die Gescheiterten, wie sie in Japan praktiziert wurde?
Es wäre eher eine unblutige Lösung zu wünschen: dass stattdessen die  gescheiterten Väter (und Mütter) des Euro sich aus der politischen Bühne verabschieden würden, je früher desto besser für alle.
Denn noch nie hatte man so viel Heuchelei, Geheimniskrämerei, und  Versteckspiele erlebt.
Kaum ist eine neue Bestimmung feierlich verabschiedet, mit dem man frühere  Regeln ausser Kraft setzt, und schon ist diese Regel von einer neuen aufgehoben.
Die feierlichen Versprechungen an die Bürger sind schon am nächsten Tag  ungültig, verdrängt von neuen Versprechen, die ebensowenig wie die alten nicht das Papier wert sind, auf dem sie geschrieben wurden.
Nun ist ein wichtiges Tabu gebrochen worden, es geht direkt an die  Ersparnisse der kleinen Leute.

Und wenn diese Enteignung in einem kleinen Land Zypern als unvermeidlich  erklärt wird, ein Land mit einer Bevölkerungsgröße einer durchschnittlichen Großstadt, und wegen einer im Vergleich mit den anderen
Mediterranen Ländern wie Italien und Spanien lächerlichen Schuldenlast,  ist leicht zu erahnen, wer als nächster dran kommt.
Denn in Deutschland hat die Wahlkampagne schon begonnen. Und mit den  üblichen Lügen und mit dem Eurorettung-Versteckspiel reicht die Zeit bis zu den Herbstwahlen nicht mehr.

Wenn schon die drei deutschen “Geber-Länder” (Baden-Württemberg, Bayern  und Hessen) den Finanzausgleich mit den übrigen deutschen Ländern nur mit Widerstand zähneknirschend akzeptieren, kann man dem Wählervolk unmöglich eine europaweite Transferunion als der Weisheit letzter Schluss verkaufen.
Bei den letzten Wahlen in Deutschland waren die Nichtwähler 30 % , denn  beide Lager hatten im Grunde die gleiche Politik im Auge. Wie jetzt auch, wenn man auch nur ein wenig unterhalb der Programmoberfläche schaut.

Nun jezt kommt auch in Deutschland die “Alternative” in der Form einer  “Anti-Euro-Bewegung”.
 Es sind keine “Indignados” wie in Spanien, weder linke “Schiriza” noch  rechtsfaschistische “Goldene Aurore” wie in Griechenland, und leider auch nicht ein “Aufstand der Anständigen” wie die “5 Sternen Bewegung” in Italien.
Für die Gründer der "Alternative" in Deutschland habe ich keine besondere  Sympatie, möchte viele von denen nicht einmal als Nachbarn haben. Und sie verfolgen offensichtlich auch andere zweifelhalte und wenig ehrenvolle Ziele als der Euro-Austritt. Aber wenn Linke wie Rechte ein gleiches Ziel haben, ist immer ein Zeichen, dass die Lage unhaltbar geworden ist.

Die "Alternative für Deutschland" ist auch mit der 5 Sterne Bewegung in  Italien unter keinem Aspekt zu wergleichen. Die 5 Sterne Bewegung kämpft gegen Korruption, hat als erste Partei weltweit die Diäten der eigenen Abgeordnete um 60% reduziert, und gleich beim ersten Urnengang wurde sie von den Wählern in Italien als grösste Partei bestätigt. Es ist eine Partei gegen die verkrustete Parteibonzen aller Richtungen und politischen Lager, die das Land ruiniert haben. Ein absolutes Novum, total unverständlich für die volksferne und finanzweltkonformen Politiker.

In Deutschland sind die Euro-Austritt-Beführwörter dagegen keine  “Indignados” und auch keine “clowns”: es sind Unternehmer, Manager, Bänker sogar, insgesamt Mittelklasse mit Trend nach oben.
Diese neue Partei ist daher nicht mit billigen Beschimpfungen à la Peer  Steinbrück zu diffamieren: es ist die Welle die beide große Parteien, CDU/CSU und SPD zu überfluten droht.
Denn in der überwiegenden Mehrheit waren und sind die Deutschen gegen den  Euro, und nichts möchten sie lieber als wieder die DM.
Viele, auch unter den Vermögenden, haben verstanden, dass die Verteidigung  der offensichtlich toten Einheitswährung nicht nur umsonst ist, sondern die wahnsinnigen Verschwendungen in Finanz- und Wirtschatsentwicklung auch ihnen nach anderen anfänglichen und bisherigen großen Gewinnen letzten
 Ende herbe Verluste in der Zukunft bringen wird. Und sie wehren sich wie sie können, selbstverständlich für die eigenen Interessen, nicht für die Allgemeinheit.
Es fehlt nämlich nur noch eine entsprechende Anti-Euro-Bewegung in der  Arbeiterklasse und an unterem Ende der Sozialskala, dann ist die letzte Stunde für den Euro gekommen, aber auch für Regierbarkheit und die soziale Marktwirtschaft in Deutschland. Es wäre der schlechteste aller möglichen Euro-Austritte.

Es bleibt daher zu hoffen, dass die etabierten Parteien diese Gefahr  rechtzeitig verstehen, und statt ihr Wahlvolk an die "Alternative für Deutschland" zu verschenken, sich von der eigenen Lügenpolitik
 verabschieden und mit einer klugen Entscheidung sich stattdessen von dem  verlorenen Krieg der "Eurorettung zu jedem Preis" verabschieden. Erst dann kann die Rettung für die Demokratie und ein Neustart für die bedröhlich eingeschlagene europäische Wirtschaft.


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