Montag, 28. Oktober 2013

Das Verhältnis vom Geld zu seinem Wert (als Warenpreis) am Beispiel der Rentenbeiträge und die Illusion des „Sparens als Altersvorsorge“. 

 (Il rapporto fra denaro e valore quale prezzo delle merci nell'esempio dei contributi pensionistici e l'illusione del "risparmio come previdenza per la vecchiaia").


Sparen für die Rentenabsicherung gilt allgemein als verantwortliche Handlung während der Arbeitsjahre, um die spätere Rentenzeit nicht in Armut zu verbringen.
Neben den gesetzlichen Anteilen des Lohnes, die dafür einbehalten werden, gibt es eine Menge von privaten und öffentlichen Sparmodellen („Riester-Rente“ z.B.) die genau diese „Sicherung eines ausreichenden Einkommens im Alter“ versprechen.

Die Überzeugung, dass in der Jugend gespartes Geld im Alter diese Sicherheit garantiert, ist verbreitet und kaum hinterfragt, wenn auch die Inflationsgedanken, je nach Höhe der jeweiligen Geldentwertung in verschiedenen Ländern und Epochen, diesen Glauben und diese Hoffnung trüben.

Nach der vollkommen absurden Überzeugung, dass Geld „an sich“ ein Wert habe, unabhängig vom Waren- und Dienstleistungsangebot, ist dies vielleicht die verbreitetste unter den naiven Ideen über das Geld.
Allgemein wird z.B. geglaubt, dass die Rentenbeiträge bei den Rentenversicherungen auf die „hohe Kante“ gelegt, und später, verzinst, für die Rentenzahlungen genutzt werden.
Wenige kennen die wahre Verwendung dieser Beiträge: sie dienen dazu, die Renten an diejenigen zu bezahlen, die schon Rentner sind.
Dies ist die wahre Funktionsweise der Rentenbeiträge, und daher spricht man richtigerweise vom „Generationenvertrag“, freilich, nicht immer wissend, wie dies eigentlich funktioniert.

Ein Gedankenexperiment kann behilflich sein, um zu zeigen, was eigentlich passiert mit den Rentenbeiträgen: Nehmen wir an, dass freiwillig, aus Angst um die Zukunft, alle Arbeitnehmer entscheiden würden, die doppelten Rentenbeiträge zu zahlen. Dafür müssten sie auf viele Sachen verzichten (also weniger Waren und Dienstleistungen während des Arbeitslebens in Anspruch nehmen). Die sofortige Konsequenz dieser Entscheidung wäre also eine enorme Reduzierung der Warenproduktion, und eine entsprechende hohe und dauerhafte Arbeitslosigkeit.
Die Rentenversicherungen hätten zwar einen enormen Zuwachs von Mitteln, könnten sie aber kaum investieren, denn kein Unternehmer möchte Geld leihen, um Waren zu produzieren, die niemand kaufen kann.
Bald danach würden jedoch die Rentenbeiträge wieder schrumpfen, denn es fehlten diejenigen der Arbeitslosen. Bald würden die Rentenkassen wieder die gleichen Gesamtsummen erhalten, die sie vor dem fatalen Experiment erhielten: z.B. Summe „x“ von hundert Arbeitern entspricht Summe „2x“ von fünfzig Arbeitern. Mit dem einzigen Unterschied, dass jetzt die Arbeitnehmer entweder ärmer oder gar arbeitslos wären. Weiter getrieben, würde das böse Spiel dann verlangen, dass immer weniger noch Arbeitende immer höhere Rentenbeiträge zahlen müssten, und trotzdem, wegen der wachsenden Arbeitslosigkeit, diese Beiträge nie ausreichen würden, die Rentner auszuzahlen.
Die Rentner wiederum könnten mit der Rente immer weniger kaufen, denn wenn immer weniger produziert wird, müssen immer höhere Preise für das knappe Angebot bezahlt werden.  Denn eine Sache wird oft vergessen: das Geld hat an sich keinen Wert.
Sein Wert entspricht lediglich der Menge der Waren (bzw. Dienstleistungen), die damit gekauft werden können. Daher kommt es je nach Verhältnis zwischen Geldmenge und Warenmenge zu „Inflation“ und „Deflation“: ein Überfluss an Geld gegenüber der vorhandenen Waren lässt die Preise steigen, und umgekehrt lässt ein Überangebot an Waren die Preise fallen.
Das Verhältnis der Geldmenge zu der Warenmenge und zu deren Preisen ist, was man als „Geldwert“ bezeichnet: eine stetig instabile Entsprechung, reguliert vom Marktgesetz (Angebot/Nachfrage). Dieses Gesetz ist wiederum – ganz anders als in den Naturwissenschaften – kein absolut objektiv feststellbares Gesetz. Denn nicht die Natur, sondern die Menschen spielen damit. Und die Mengen des Geldes sowie die der tatsächlich vorhandenen und angebotenen Waren sind nicht naturgegeben, sondern werden beeinflusst durch Manipulationen, Fälschungen, falsche Erwartungen, Spekulationen, etc. etc.
In anderen Worten, die Instabilität ist in keiner ökonomischen Theorie wegzudenken. Und es gibt nicht und es hat noch nie so etwas gegeben wie die „perfekten Märkte“ oder die „gleich gut informierten Marktteilnehmer“. Die meisten, wenn nicht fast alle Entscheidungen in der Ökonomie werden auf Erwartungen gegründet, manchmal werden von einigen Marktteilnehmern sogar Erwartungen künstlich geschaffen, damit bestimmte Handlungen von anderen Markteilnehmern unternommen werden, die den Spekulationen der Ersten dienen.

Verfolgt man diese Gedanken im Hinblick auf das „Sparen“, versteht man, wie begrenzt, unsicher und sogar kontraproduktiv das Sparen an sich ist. Denn Sparen bedeutet zunächst „Verzicht“ auf das Resultat der Arbeit, d.h. auf die Waren oder die Dienste, die andere Arbeiter anbieten. Eine andere Sache ist Sparen um z.B. eine größere Anschaffung zu machen. In diesem Fall sollte man nicht von „Sparen“, sondern vom „späteren Erwerb von Arbeitsresultaten“ sprechen. Denn gespartes Geld ist etwas, was dem Geldkreislauf (Geld-Arbeit-Ware) entzogen wird. Es sei denn, es wird ausgeliehen, damit andere Waren kaufen, oder Mittel für die Produktion von Waren, d.h., Investitionen betreiben, was prinzipiell das Gleiche ist, denn auch der Investor benutzt das Geld, um es zu vermehren, indem damit Arbeit kauft und ... mit Gewinn weiterverkauft.
Somit kommen wir zum letzten Punkt: es dürfte klar sein, dass letzten Endes hinter jeder Ware ein gewisser, instabiler Geldwert steckt, und im Geldwert ebenfalls wie in der Ware Arbeit steckt. Arbeit ist also die Basis, die beide andere Größen bestimmt: Geldwert und Warenproduktion.
Wenn es so ist, und es dürften keine Zweifel darüber bestehen, dann muss eine gesunde Ökonomie die Arbeit als der wahren Wert betrachten, und die Warenproduktion sowie die Dienstleistungen so organisieren, dass die Bedürfnisse alle Bürger garantiert werden, also genügend Waren und Dienste für alle: was gleichzeitig bedeutet, dass alle angemessen an der Produktion teilnehmen dürfen und sollen, und dadurch so „entlohnt“ werden, dass der Zyklus sowohl Überproduktion als auch Warenknappheit ausschließt.
Eine Sache jedoch kann auch die beste Organisation dieses Zyklus nicht leisten: den „Generationenvertrag“ bei fallenden Geburtsraten aufrecht erhalten.
Eine Erhöhung der Rentenbeiträge, wie im obigen Gedankenexperiment gezeigt, würde lediglich das umgekehrte Resultat hervorbringen. Für alternde Gesellschaften gibt es nur drei Möglichkeiten (freilich kombinierbar): Zuwanderung, längere Arbeitszeiten, bescheidenere Lehensverhältnisse was Warenverbrauch und die Inanspruchnahme von Dienstleistungen betrifft.
Eine Erhöhung der Produktivität kann zwar einen kleinen Teil des Problems lösen, aber auf Dauer können immer weniger jüngere Arbeiter eine stetig wachsende Anzahl von Rentnern nicht versorgen.
Also, die drei obigen Optionen sind unumgänglich, und es gibt kein „Sparen“ im Sinne vom „Geldaufheben“, das im Alter ein genügendes Einkommen garantieren kann.
Die einzige richtige Funktion des Sparens ist das Investieren in Produktionsmittel, z.B. Maschinen, die mit immer weniger Arbeitern die gleichen Mengen von Waren produzieren, (also Börseninvestitionen) und Güter mit längerem Gebrauchswert (z.B. Immobilien, die den nachkommenden Generationen erhalten bleiben).

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