Ein Gespenst geht um in Europa
... die Rezession kennt keine Grenze (der DAX auch nicht!)
Nein, es ist kein Gespenst, es
ist bittere Realität in allen südeuropäischen Ländern, jetzt auch in Frankreich
und bald in Deutschland. Der Winter war es nicht - oder vielleicht doch, aber
im übertragenen Sinne: als Winterstarre im Gehirn derjenigen, die Sparmaßnahmen
als Wundermedizin gegen die Krise verordnet haben. Finanzkrise,
Wirtschaftskrise, Bankenkrise?
Ja und nein: die eigentliche
Krise ist eine politische Fehlentscheidung, ein Kapitalfehler. Es war die
Abschaffung aller Regulierungen am Finanzmarkt und die Deregulierung der
Arbeitsbeschäftigung. Mit der Illusion, dass mit provisorischen Jobs,
Zeitarbeit, Leiharbeit, Ein-Euro-Job und ähnliche „Wundererfindungen“ die
Arbeitslosigkeit reduzieren zu können.
Aber als Resultat stehen jetzt
Millionen da, die mit Ihrer Arbeit allein keine Familie ernähren können und auf
staatliche Zuschüsse angewiesen sind. Daimler und Amazon sind nur die Spitze
des Eisberges.
Gleichzeitig sind die Profite in
der Industrie und bei den Investoren enorm gewachsen, der DAX am historischen
Höchststand, negative Rendite für Sparguthaben, also Finanzierung der
Staatsausgaben durch Entwertung des Ersparten.
Ebenfalls Parallel zum o.g. Trend,
höchste Arbeitslosigkeit und Rezession im Resteuropa. Und jetzt Heimkehr der
Rezession. Kein Staat kann auf Dauer mit der „beggar your neighbour“ Politik, also durch Exporte die
ausländischen Märkte erobern und die dortige Industrie vernichten, ohne später
selber in die Falle zu kommen.
Diese Fehlentwicklung war zum
guten Teil gewusst und gewollt, denn es geht schon lange auch in Deutschland
nicht mehr um eine „Soziale Marktwirtschaft“, sondern lediglich um die
Maximierung der Profite um jeden Preis und gegen jede Vernunft.
Man kann zwar noch eine Weile diese Politik weitertreiben, und
auch noch die Substanz aus den gebeutelten Südländern erbeuten (qualifiziertes
Personal anwerben, zum Nulltarif für dessen Ausbildungskosten), aber dann wird
sich die Frage nach den Käufern der „kompetitiv“ erzeugten Produkte stellen.
Der Export wird zum Stillstand kommen, diese Entwicklung ist schon deutlich zu sehen.
Die Prinzipien, die zur Gündung der Europäischen Union
führten,(die berühmten „Römischen Verträge" 1957) scheinen insgesamt
aufgehoben:
In der Präambel erklären die
Unterzeichner des Vertrages als Ziele:
„den wirtschaftlichen und
sozialen Fortschritt ihrer Länder zu sichern“
„die stetige Besserung der
Lebens- und Beschäftigungsbedingungen ihrer Völker als wesentliches Ziel
anzustreben,“
„ einen ausgewogenen
Handelsverkehr und einen redlichen Wettbewerb zu gewährleisten“,
„harmonische Entwicklung zu fördern, indem sie den Abstand
zwischen einzelnen Gebieten und den Rückstand weniger begünstigter Gebiete
verringern“.
Wie weit entfernt von diesen Zielen Europa gekommen ist,
kann jeder beurteilen: es scheint, als ob der Weg gerade in die
entgegengesetzte Richtung laufen würde !!
Es ist noch nicht zu spät, um
politisch zur Besinnung zu kommen, aber der Weg dahin verlangt die Anerkennung
der begangenen Fehler und den Willen, sie zu beseitigen.
Der erste dringende Schritt ist
entweder die Rückkehr zu den Nationalwährungen, oder die
Verallgemeinung der Kreditrisiken
durch Einführung der Euroanleihen (Eurobonds). Denn nur wenn die wirtschaftlich
schwächeren Mittelmehrländer die Zeit bekommen, mit niedrigeren Zinsen
Neuinvestitionen zu starten, für die „Reindustrialisierung“ für die Stärkung
der Produktion, und für Modernisierung der Infrastrukturen kann Europa als
Union die Rezession beenden.
Ohne eine grundlegende Änderung
der Wirtschafts- und Finanzpolitik, weg von den neoliberalen Illusionen eines
sich selbst regulierenden Marktes und hin zu einer neugestalteten sozialen
Marktwirtschaft mit allen nötigen Anreizen aber auch Regulierungen riskiert
Europa, nicht nur das Ende der wirtschaftlichen Entwicklung, sondern auch der
Demokratie und schließlich die Auflösung der Union.
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